Ode an die Badsanierung - Wie ich den Verstand in 15 Tagen verlor.

Kommt ein Kunde zu uns, will sein altes Bad von 1972 modernisieren. Soweit so gut, ich schau mir das an, 6 Quadratmeter, alles gefliest bis zur Decke, das volle Retroprogramm in Braun und Orange. Der Klassiker. Die alte Badewanne soll raus, dafür eine ebenerdige Dusche, neue Armaturen, Fußbodenheizung und natürlich alles schick in Weiß und Anthrazit. Ich denk mir: „Klar, machbar, dauert zwei Wochen, wenn alles glattgeht.“ (Spoiler: Nichts geht glatt.)

Tag 1: Wir reißen alles raus. Schon nach zehn Minuten fällt uns auf, dass die alten Wasserleitungen aus Stahlrohr total verrostet sind. Einmal mit der Flex dagegen, schon gibt’s einen Brunnen. Also: Die Rohre müssen komplett neu. Stand so natürlich nicht im Angebot (Wollten ein paar Rohre erhalten). Der Kunde guckt schon skeptisch.

Tag 3: Estrich rausgestemmt, weil darunter irgendein Pfusch von vor 30 Jahren war. Da hatten die wohl mal ne Leckage, aber anstatt das ordentlich zu reparieren, einfach nen Eimer Fliesenkleber drübergekippt. Und jetzt? Der Boden ist komplett uneben, also alles ausgleichen.

Tag 5: Elektriker kommt rein, weil die alten Leitungen nicht mal für nen Föhn taugen. Der Kollege zieht die Sicherungen raus und meint: „Wer hat denn das hier gemacht? Ne Katze?“ Die halbe Elektrik muss neu. Wieder ein Posten, der nicht im Angebot stand.

Tag 8: Wir sind soweit, die Dusche einzubauen. Dummerweise ist die Wand, an der die Duschwand befestigt werden soll, total krumm. Ich rede hier nicht von nem Millimeter, sondern eher von „Alpenpanorama“. Wir müssen also ne Ständerwand vorschrauben, damit das Ding überhaupt hält.

Tag 12: Alles fertig, endlich Fliesen dran, und ich denk mir, jetzt läuft’s. Tja, denkste. Der Kunde hat bei den Fliesen gespart und welche aus dem Baumarkt gekauft. Schön schief gebrannt, jede zweite ist krumm wie ne Banane. Da kannst du als Fliesenleger machen, was du willst – sieht halt trotzdem beschissen aus.

Tag 15: Wir sind fast fertig. Alles läuft, alles funktioniert. Ich steh mit dem Kunden im neuen Bad, erklär ihm die Armaturen und die Pflege. Da seh ich, wie unter dem Waschbecken ein Tropfen Wasser hängt. Nochmal nachziehen, alles abtrocknen, aber nein: Der Siphon ist Haarriss-Kandidat. Super, noch nen Tag drauf.

Am Ende hat die ganze Sache drei Wochen gedauert, 30% mehr gekostet, und der Kunde war zwar zufrieden, aber mein Nervenkostüm nicht. Das ist der Alltag bei Badsanierungen in alten Häusern. Du weißt nie, was du kriegst, bis du den Vorschlaghammer angesetzt hast. Und jedes Mal denkst du: "Das war jetzt aber wirklich das Schlimmste. Beim nächsten Mal wird’s besser." Spoiler: Wird's nicht.